Bundesweit drei Bäume für Deutschlands Einheit
Aus Anlass des 25. Jahrestages der Deutschen Einheit unterstützte die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, wachsende Gedenkorte aus drei Bäumen als Erinnerung an dieses historische Ereignis zu pflanzen. Über 270 Städte und Kommunen haben bereits mitgemacht oder werden noch pflanzen. Die Idee von Werner Erhardt, Mitglied der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, besteht darin, dass jede deutsche Gemeinde drei Bäume in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit jeweils zehn Metern Seitenlänge pflanzt. Symbolisch wäre das für den Westen eine Buche und für die östlichen Bundesländer eine Kiefer. Die Eiche steht für das wiedervereinigte Deutschland. Das Wachsen dieser Bäume und der Kronen dokumentieren Wachstum, Aufschwung, Wandel und das Zusammenwachsen des ehemals geteilten Landes. Als Schirmherrin der Initiative konnte Bundeskanzlerin Angela Merkel gewonnen werden.
Wenn jede Gemeinde in Deutschland diese Idee aufgreift und drei Bäume pflanzt, würde eine Gemeinsamkeit entstehen, wie sie es in Deutschland in dieser Hinsicht noch nie gab. Diese Plätze können zu Treffpunkten für Bürger und Veranstaltungen werden. Gepflanzt wird und wurde u. a. in Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Bonn, Bottrop, Braunschweig, Darmstadt, Dresden, Duderstadt, Essen, Freiburg, Gera, Halle (Saale), Hildesheim, Jena, Karlsruhe, Krefeld, Leverkusen, Leipzig, Lübeck, Magdeburg, Mannheim, Potsdam, Reutlingen, Stuttgart, Trier, Ulm und Worms.
Geisa
Am 13. August 2000 wurde direkt an der deutsch-deutschen Grenze, neben dem ehemaligen Observation Post Alpha und unmittelbar auf dem Todesstreifen, das Denkmal der deutschen Teilung und Wiedervereinigung enthüllt. Es ist fünf Meter hoch und enthält drei in Metall gefasste Holzstelen. Zwei davon sind durch einen Spalt getrennt. Sie symbolisieren die deutsche Teilung, die aus zwei Stelen mit gleichen Schnittflächen besteht. Im Hintergrund wurden diese Teile zusammengefügt und versinnbildlichen mit einer immer noch sichtbaren und schmerzhaften Narbe die Wiedervereinigung. Das Kunstwerk war von Schülern des Holzbildhauerhandwerks des staatlichen Berufsbildungszentrums Bad Salzungen (SBBZ) gestaltet worden.
Gifhorn
Das Einheitsdenkmal „Europäische Freiheitsglocke“ wurde im Jahr 2007 auf der Freifläche vor dem „Glocken-Palast“ errichtet. Es erinnert an den Fall des Eisernen Vorhangs und an die in Frieden und Freiheit wiedererlangte Einheit Deutschlands und Europas.
Zentraler Bestandteil des Denkmals ist die „Europäische Freiheitsglocke“, mit einem Gewicht von über 10 Tonnen die größte Glocke Niedersachsens und die drittgrößte Glocke Deutschlands. Auf acht rund um das Denkmal aufgestellten Tafeln sind bedeutende Ereignisse der deutschen und europäischen Geschichte zwischen 1933 und 2007 zu sehen. Die Glocke hängt an einem großen Kreuz, das durch Stacheldraht und 137 kleinere Kreuze geprägt ist.
Leipzig
2008 forderte der Bundestag die Bundesregierung auf, „gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen und der Stadt Leipzig den Beitrag der Bürgerinnen und Bürger zur Friedlichen Revolution auf angemessene Weise zu würdigen“, an den Mut und die Zivilcourage der Bevölkerung beim Einsatz für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte im Jahr 1989 zu erinnern. Eingedenk des gewaltfreien Widerstandes sollte auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig ein Freiheits- und Einheitsdenkmal errichtet werden. Der Leipziger Stadtrat hat das Wettbewerbsverfahren im Jahr 2014 beendet. Seitdem gab es wiederholt Impulse für einen Neustart, aber keine konkreten Schritte.
Magdeburg
Eine Bürgerinitiative beschloss 1999 einen bundesoffenen Wettbewerb durchzuführen zur Errichtung eines Denkmals in Gedenken an die Friedliche Revolution 1989. Als Standort wurde der Platz vor dem Dom ausgewählt. Die Skulptur ist außen in Bronzeguss gefertigt, die inneren Zylinderflächen sind aus Edelstahl. Bodeneinbaustrahler lassen nachts durch die Spalte das Licht nach außen leuchten. Vier Bronzegussplatten umgeben bodenbündig die Plastik. Sie tragen die Schriftzüge: Freiheit, Demokratie, Einheit, Frieden. In die umgebenden Pflastersteine wurden 470 Namen von Spendern eingraviert, die dieses Denkmal ermöglicht haben. Das Denkmal wurde am 3. Oktober 2003 im Zuge der Bundesfeier zum Tag der Deutschen Einheit eingeweiht.
München
Zum 15. Jahrestag der Deutschen Einheit hat der Verein „NordOstKultur“ München sich vorgenommen, ein Denkmal am Platz „Zur Deutschen Einheit“ zu errichten. Realisiert wurde das Projekt durch die beiden Bildhauer Peggy Meinfelder und Klaus Herta. Das Bauwerk besteht aus einer drei Meter hohen Betonstele, die durch den Schriftzug „3. Oktober 2005“ unter- und durchbrochen wird. Auf der Wand des Trafohäuschens wurden Gedanken von Bürgerinnen und Bürgern zur Deutschen Einheit und zu den Eindrücken der Wiedervereinigung als Putzschrift aufgebracht. Am 3. Oktober 2005 wurde das Denkmal in Denning eingeweiht.
Plauen
Im Jahr 2009, aus Anlass des 20. Jahrestages der Protestkundgebung, beschlossen die regionalen Kiwanis-, Lions-, Rotary- und Soroptimist-Clubs, unterstützt von der Bevölkerung, der Friedlichen Revolution ein Denkmal in Plauen zu widmen: In Plauen fand am 7. Oktober 1989 die erste Großdemonstration in der DDR mit rund 20.000 Menschen statt. Hier nahm die Friedliche Revolution ihren Anfang. Das Denkmal in Plauen wurde am 7. Oktober 2010, ein Jahr nach der Grundsteinlegung, in einer feierlichen Zeremonie eingeweiht und stellt ein fast vier Meter hohes Kunstwerk in Form einer bronzenen Kerze dar.
Potsdam
Für die Umsetzung des „Denkmals für die Potsdamer Demokratiebewegung im Herbst 1989" wählte eine Jury den Entwurf des Künstlers Mikos Meininger aus, der sein Atelier im Potsdamer Kunsthaus sans titre hat. Der Entwurf, der auf dem Luisenplatz realisiert wird, wurde am 25. März 2020 der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Denkmal wird aus meterlangen, in den Boden eingelassenen Stahlplatten bestehen, die in der Form der Ziffernfolge des historischen Datums 4. November 1989 angeordnet sein werden. Am 4. November 2020 soll das Denkmal eingeweiht werden.
Waren
„Für ein offenes Land mit freien Menschen“ ist auf einem Schild zu lesen. Ein anderes trägt den Spruch „Demokratie – jetzt oder nie“. Insgesamt fast 20 Tafeln mit verschiedenen Parolen aus dem Wendeherbst 1989 sollen künftig vor der St. Georgen Kirche in Waren die Erinnerung an die friedliche Revolution wachhalten. Die Jury entschied sich für den Entwurf „Perspektiven zur Freiheit"“ der Stuttgarter Künstler Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper, weil die Stelen und Tafeln eine friedliche Demonstration mit Transparenten assoziierten, hieß es zur Begründung.
Zwickau
Der Vorschlag, ein Denkmal zur Erinnerung an die Überwindung der schmerzhaften Trennung Deutschlands in Zwickau zu errichten, wurde 2009 bei der Stadtverwaltung eingereicht. Ein Jahr später beschloss der Zwickauer Stadtrat mit großer Mehrheit dessen Errichtung. Zentrales Element sollte ein Originalsegment der Berliner Mauer sein, das der Bürgerrechtler Rainer Eppelmann dem Friedenszentrum Zwickau überlassen hatte.
Am 3. Oktober 2011 wurde in Zwickau das Freiheits- und Einheitsdenkmal eingeweiht. In das von der Künstlerin Erika Harbort geschaffene Denkmal ist das Original-Mauersegment des Friedenszentrums eingearbeitet.
Über konkrete Planungen von „Freiheits- und Einheitsdenkmälern“ hinaus gibt es inzwischen mehr als 900 Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen in der Bundesrepublik, die an die kommunistische Diktatur in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone und der DDR erinnern.
Literaturtipp:
Orte des Erinnerns.
Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR
Herausgegeben von Anna Kaminsky, Ch. Links Verlag, Berlin 2016