Die Deutsche Gesellschaft e. V. begleitet die öffentliche Debatte zur Errichtung eines Freiheits- und Einheitsdenkmals in Berlin seit vielen Jahren. Am 13. Mai 1998 fordern die Initiatoren der Denkmalidee Bundesregierung, Bundestag, Bundesrat und Berliner Senat in einem offenen Brief auf, anlässlich des 10. Jahrestages der Friedlichen Revolution von 1989 ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu errichten. Als Standort schlagen sie den großen Sockel des ehemaligen Denkmals Kaiser Wilhelm I. auf der Berliner Schlossfreiheit vor.
Der Initiative schließen sich zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an: Prof. Dr. Arnulf Baring, Ignatz Bubis, Dr. Klaus von Dohnanyi, Peter Dussmann, Rainer Eppelmann, Dr. Hans-Olaf Henkel, Prof. Jörg Immendorf, Dr. Michael Friedman, Prof. Josef P. Kleihues, Helmut Markwort, Dr. Konrad Schily, Prof. Dr. Dr. h.c. Richard Schröder, Dr. Lothar Späth, Prof. Dr. h.c. Dieter Stolte, Prof. Dr. Michael Stürmer, Prof. Dr. Hermann Weber, Prof. Dr. Michael Wolfssohn u. a.
Stellungnahmen der Initiatoren
Jürgen Engert
„Ein Denkmal wäre ein Verweis auf eine neue Kollektivität und eine neues kollektives Erinnern.“
Dr. h.c. Lothar de Maizière
„Kein Ort steht so für die wechselvolle Geschichte der Deutschen wie der Schlossplatz im Herzen Berlins. Hier entschied sich die Deutsche Einheit als Ergebnis der Friedlichen Revolution. In Dankbarkeit wollen wir daran erinnern.“
Florian Mausbach
„Eine Stadt ohne Denkmäler ist wie eine Wohnung ohne Bilder.“
Günter Nooke
„Wir brauchen einen Ort, an dem sich Menschen begegnen, um für Demokratie und Grundwerte unseres Grundgesetzes zu streiten.“
Von der Unterschriftensammlung zum Bundestagsbeschluss
Am 6. April 2000 wird ein überparteilicher Gruppenantrag zur Errichtung eines Freiheits- und Einheitsdenkmals, unterstützt von Günter Nooke (CDU/CSU), Markus Meckel (SPD), Werner Schulz (Bündnis 90/Die Grünen), Cornelia Pieper (FDP), in den Deutschen Bundestag eingebracht, doch findet er nicht die erforderliche Mehrheit.
Im Jahr 2005 adoptiert die Deutsche Gesellschaft e. V. die Denkmalsinitiative – ohnehin sind die Initiatoren Mitglieder des Vereins, Dr. h.c. Lothar de Maizière war sogar Gründungsmitglied. In öffentlichen Vorträgen, Diskussionsrunden, Arbeitskreisen und Anhörungen gelingt es dem überparteilichen Verein, der im Januar 1990 als erster gesamtdeutscher Verein nach dem Mauerfall gegründet worden ist, die Debatte bundesweit wieder zu beleben und den Deutschen Bundestag für das Projekt zu gewinnen.
Um die öffentliche Diskussion über die Errichtung eines nationalen „Freiheits- und Einheitsdenkmals“ zu befördern, schreibt die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktator im Jahr 2007 einen künstlerischen Wettbewerb zum Thema „Ein Denkmal für Freiheit und Einheit“ aus. Studierende an Hochschulen in Deutschland werden aufgefordert, in ihren Wettbewerbsbeiträgen über die historischen Ereignisse Mauerfall und Deutsche Einheit zu reflektieren sowie den Einsatz jener zu würdigen, die für ein Leben in Freiheit und Würde gekämpft haben. Am 5. November 2007 werden in der Berliner Nikolaikirche die besten Entwürfe des Gestaltungswettbewerbes der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Anwesenheit von Prof. Dr. Norbert Lammert, MdB, Präsident des Deutschen Bundestages und Schirmherr des Wettbewerbs, prämiert. Der erste Preis geht an die Studentin der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, Bernadette Böbelt.
Am 9. November 2007 beschließt der Deutsche Bundestag, dass ein nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlin entstehen soll: „Die Bundesrepublik Deutschland errichtet in Erinnerung an die Friedliche Revolution im Herbst 1989 und an die Wiedergewinnung der staatlichen Einheit Deutschlands ein Denkmal der Freiheit und Einheit Deutschlands, das zugleich die freiheitlichen Bewegungen und die Einheitsbestrebungen der vergangenen Jahrhunderte in Erinnerung ruft und würdigt. Das Denkmal soll in der Mitte Berlins stehen.“ Die Deutsche Gesellschaft e. V. wird aufgefordert, das Projekt durch eine breite Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.
Die Bundesregierung, vertreten durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Bernd Neumann, nimmt im Juni 2008 das Projekt in die Gedenkstättenkonzeption des Bundes auf.
Die Deutsche Gesellschaft e. V. wirbt in einer breiten öffentlichen Debatte weiterhin für das Denkmal
Nach weiteren öffentlichen Veranstaltungen und Debatten rund ums Thema „Standort des Denkmals“ kann sich die Deutsche Gesellschaft e. V. mit dem ursprünglichen Vorschlag der Denkmalinitiatoren durchsetzen: der Sockel des ehemaligen Nationaldenkmals auf der Berliner Schlossfreiheit.
Für ihre Initiative und das unermüdliche Engagement zur Errichtung eines nationalen Freiheits- und Einheitsdenkmal erhalten Jürgen Engert, Florian Mausbach, Dr. h.c. Lothar de Maizière und Günter Nooke gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft e. V. am 17. Juni 2008 den Nationalpreis.
Der Wettbewerb
Im Jahr 2009 wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ein erster Wettbewerb ausgelobt, bei dem jedoch keiner der eingereichten Entwürfe die notwendige Mehrheit erhalten hat. Im Jahr 2010 wird daher vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ein zweiter Wettbewerb gestartet. Am 13. April 2011 gibt Kulturstaatsminister Bernd Neumann den Sieger bekannt: Der Gemeinschaftsentwurf „Bürger in Bewegung“ von Johannes Milla (Stuttgart) und Sasha Waltz (Berlin), der nun auf den Sockel des alten Nationaldenkmals gesetzt wird.
Haushaltsausschuss stoppt Berliner Freiheits- und Einheitsdenkmal
Am 13. April 2016 fordert der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages die Bundesregierung jedoch auf, das Projekt nicht fortzusetzen.
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft e. V. bedauert diese Entscheidung und erwartet, „dass die Idee, sich der Sternstunde deutscher Geschichte mit Freude und Stolz zu erinnern, nicht aufgegeben wird.“ (Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft e. V. vom 14.04.2016)
Langer Atem lohnt sich – Das Freiheits- und Einheitsdenkmal soll gebaut werden
Am 29. September 2016 stellt Bundestagspräsident Norbert Lammert im Ältestenrat fest, dass der Beschluss des Haushaltsausschusses keinen Plenarbeschluss aufheben könne. Er fordert die Fraktionen auf, sich „Gedanken über das weitere Vorgehen zu machen“.
Am 9. November 2016 wird das Thema Freiheits- und Einheitsdenkmal im Kulturausschuss des Deutschen Bundestages behandelt. Mehrheitlich sprechen sich die Abgeordneten für ein Denkmal aus.
Am 25. Januar 2017 lädt der Kulturausschuss des Deutschen Bundestages Kulturexpertinnen und -experten sowie Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft zu einem Fachgespräch ein – Thema: Freiheits- und Einheitsdenkmal. Die Expertinnen und Experten kommen zu einem mehrheitlich klaren Votum für die Realisierung des Denkmals. In der Stellungnahme des Vorstandsbevollmächtigten, Dr. Andreas H. Apelt, heißt es: „Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft e. V. hält die Errichtung eines Denkmals, das an die Friedliche Revolution von 1989/90 und die Wiedergewinnung der staatlichen Einheit erinnern soll, für unabdingbar.“ Weiter heißt es: „Die Deutsche Gesellschaft e. V. hält nach wie vor die Entscheidung, in Berlin und Leipzig Freiheits- und Einheitsdenkmale zu errichten, für sinnvoll und mit Blick auf die Abfolge der Revolution von 1989/90 für zwingend geboten.“ Der Vorstand begrüßt das Ergebnis des Wettbewerbs aus dem Jahr 2011. Er sieht in dem von Milla & Partner vorgelegten Entwurf eine gute Umsetzung der Denkmalsidee auf dem Sockel des früheren Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmals (vgl. hierzu die Stellungnahme zum Thema Freiheits- und Einheitsdenkmal der Deutschen Gesellschaft e. V. vor dem Bundestagsausschuss für Kultur und Medien vom 25. Januar 2017).
Am 12. Februar 2017 erklärte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert zur Eröffnung der 16. Bundesversammlung in Berlin in seiner Rede: „Ein Freiheits- und Einheitsdenkmal an einem zentralen Ort unserer Republik bleibt […] die noch immer ausstehende notwendige Ergänzung unserer vielfältigen Gedenklandschaft in der deutschen Hauptstadt – so wie es der Deutsche Bundestag beschlossen hat, symbolträchtig an einem 9. November, vor inzwischen schon fast zehn Jahren!"
Am 14. Februar 2017 einigen sich die Fraktionschefs von CDU/CSU und SPD, Volker Kauder und Thomas Oppermann, erneut auf das Denkmal. Das Denkmal komme „so wie vom Deutschen Bundestag 2007 und 2008 beschlossen,“ erklären der Vizechef der Unionsfraktion, Michael Kretschmer, und der CDU-Kulturpolitiker Marco Wanderwitz. Es wird, wie geplant, in der Nähe des neuen Berliner Stadtschlosses aufgestellt.
Am 1. Juni 2017 fordert der Deutsche Bundestag mit klarer Mehrheit das seit Jahren geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal noch vor der Bundestagswahl im Herbst auf den Weg zu bringen. Auch die Grünen stimmen einem entsprechenden Antrag von Union und SPD zu, die Linken votieren dagegen.
Die Einweihung des Denkmals ist zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution im Herbst 2019 geplant.